Protestaktion der Heilberufe in Thüringen
13.12.2022 - Presse
Mit vollstem Verständnis für die Demonstration der Vertragsärztinnen/Verträgsärzte; Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten; Zahnärztinnen/Zahnärzte und Apothekerinnen/Apotheker am 14. Dezember um 13 Uhr in Erfurt vor dem Thüringer Landtag unterstützt die Landesapothekerkammer Thüringen die Forderung nach mehr Studienplätzen sowie nach einer stärkeren Anerkennung für die Leistungen in der ambulanten Versorgung.
Apotheker-Studium: Viele wollen, zu wenige dürfen
Der Fachkräftemangel ist ein weit verbreitetes Phänomen. Es gibt praktisch keine Branche, keinen Beruf, der nicht über fehlenden Nachwuchs klagt. Und doch gibt es große Unterschiede. „In Thüringen fehlen in den kommenden 20 Jahren vermutlich mehr als 400 Apothekerinnen und Apotheker“, beschreibt der Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Thüringen, Apotheker Danny Neidel, den bekannten Teil des Problems. „Das Besondere an unserem Beruf ist jedoch, dass die Nachfrage nach dem Pharmaziestudium als Voraussetzung für den Apothekerberuf sehr groß ist. Unser Problem ist die politisch verursachte Verknappung.“
Schon immer mehr Bewerbungen als Plätze
Am Institut für Pharmazie in Jena werden seit 30 Jahren angehende Apothekerinnen und Apotheker ausgebildet. Jährlich werden 75 Studierende für Pharmazie immatrikuliert, die dann das vierjährige Studium absolvieren, um dann nach einem praktischen Jahr ihre Approbation als Apothekerin oder Apotheker zu erhalten. „Das Studium gilt als eines der schwersten, aber es bereitet eben auch auf einen der schönsten Berufe vor, den es gibt“, sagt Apotheker Neidel. „Deswegen wundere ich mich nicht wirklich, dass wir für Jena mehr als doppelt so viele Bewerberinnen und Bewerber gibt als Studienplätze angeboten werden.“
Gesamtbevölkerung in Thüringen altert
Trotz dieser Ausgangslage – dem absehbaren Mangel, den hohen Bewerbungszahlen und den ganz hervorragenden Berufsaussichten für Apothekerinnen und Apotheker – wird das Institut in Jena in den kommenden Jahren zwar neu gebaut, aber nicht erweitert. Anders als die Apothekerinnen und Apotheker es tagtäglich erleben, sehen Teile der Regierung keinen Mangel, insbesondere weil die Bevölkerung Thüringens in den nächsten Jahren schrumpfen wird. Ein gedanklicher Fehler der Apotheker Neidel die Zornesröte ins Gesicht treibt: „Diese Argumentation ignoriert vollständig, dass die Gesamtbevölkerung zwar schrumpft, vor allem aber altert. In fünfzehn Jahren werden wir so viele Menschen in Thüringen haben, die 65 oder älter sind, wie noch nie. Und diese Menschen brauchen eine adäquate Gesundheitsversorgung, eben auch und gerade durch Apothekerinnen und Apotheker.“
Arzneimittelversorgung – das sind nicht nur Apotheken
Die Investition in ein erweitertes Institut würde außerdem den Standort Thüringen stärken. Was nationale Abhängigkeiten bedeuten, wird gerade sehr deutlich spürbar, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Arzneimittellieferengpässe. Eine europäische Arzneimittelproduktion ist Daseinsvorsorge für die Menschen auf unserem Kontinent. Regionen, die darauf vorbereitet sind, haben die Zeichen der Zeit verstanden und sind als Standort für Arzneimittelhersteller attraktiv. Thüringen hätte gerade jetzt diese Chance und sollte diese nutzen.