Im Gespräch mit Studierenden der FSU
29.01.2025 - interne Gremien, externe Gremien, Ausbildung
Am 28. Januar trafen sich Mitglieder des Vorstandes und der Geschäftsstelle der LAKT auf Initiative des Fachschaftsrates mit Studierenden der Pharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Es war nicht das erste Treffen dieser Art, allerdings richtete sich diesmal das Gesprächsangebot nicht allein an den Fachschaftsrat, sondern an alle interessierten Studierenden, die schon immer mal wissen wollten, wer „die Kammer“ eigentlich ist, was sie tut und warum das etwas mit ihnen zu tun hat.
„Die Kammer“ war zu viert
Diese Fragen beantworteten im Rahmen des gut anderthalbstündigen Abends der Vizepräsident der LAKT und Apothekenleiter aus Schleiz, Dr. Jörg Wittig, Andrea Kern, ebenfalls Mitglied des Vorstandes und selbstständige Apothekerin aus Suhl sowie für die Geschäftsstelle Lisa Michel und Thoralf Kühne. Besonders wichtig war es den Vertreterinnen und Vertretern der Kammer dabei, die Positionierungen der Berufsorganisation zu erklären und deren Hintergründe zu beleuchten.
Ermöglicher und Korrekturfaktor
Der erste Schwerpunkt lag dabei auf der Freiberuflichkeit von Apothekerinnen und Apothekern. Die Expertise unseres Berufsstandes ist für die Gesellschaft und die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung von ganz entscheidender Bedeutung. Die Unabhängigkeit der fachlich fundierten Beratung mache in vielen Fällen den Unterschied zwischen notwendiger Versorgung und suggeriertem Bedarf. Dabei sind Apothekerinnen und Apotheker keineswegs nur Erfüllungsgehilfen der Ärzteschaft, sondern auch Beraterin, Ermöglicherin und wenn nötig auch einmal Korrekturfaktor für die bestmögliche Therapie von Patientinnen und Patienten.
Volle Verantwortung und eigene Gestaltungsmöglichkeiten
Eine besondere Rolle kommt dabei den Selbstständigen in unserer Berufsgruppe zu. Thoralf Kühne betonte, dass die Selbstständigkeit in seinen Augen einen unglaublichen Wert für unser Land hat. Menschen nehmen ein besonderes Risiko auf sich und stecken wertvolle Lebenszeit und unglaublich viel Engagement in ihren Beruf, um eigene Ideen verwirklichen zu können und ihren Job, der eigentlich ihr Lebenswerk ist, besonders gut zu machen. Andrea Kern bestätigte, dass dies auch für sie als Apothekenleiterin ein wichtiger Aspekt ist, unterstrich aber noch einmal besonders, dass davon gerade ihre Patientinnen und Patienten profitieren. Schließlich begegne sie ihnen überall und immer wieder und möchte ihnen auch beim Einkaufen oder in der Stadt in die Augen sehen können. Sie könne und wolle auch keine Verantwortung delegieren, sie trage sie persönlich und das ist gut für die Menschen.
Die Selbstständigkeit derart in Frage zu stellen - das ist einfach eine große Dummheit.
Umso gefährlicher sind die Vorschläge, die Gesundheitsminister Lauterbach in seinem Apothekenreformgesetz gemacht habe. Eine Apotheke betreiben zu können, in der nur acht Stunden pro Woche eine Apothekerin vor Ort sein müsse, ist ein frontaler Angriff auf die inhabergeführte Apotheke. Jörg Wittig wies darauf hin, dass eine Apotheke, in der nur etwas mehr als eine Stunde täglich eine Apothekerin anwesend sein müsse, eine Apotheke ist, in der acht Stunden am Tag eben keine Apothekerin ist. Natürlich tauche dann die Frage auf, warum es eine Stunde am Tag nötig sei, was den ganz überwiegenden Rest des Tages nicht erforderlich ist. Dieser Vorschlag ebnet ganz klar den Weg in den Fremd- und Mehrbesitz, denn wo kein apothekerlicher Sachverstand notwendig sei, um eine Apotheke zu leiten, dann sei er erst recht nicht notwendig, um sie zu besitzen.
PTA 2.0 ist nicht die Antwort. Mehr Approbierte lösen das Problem.
Die Studierenden interessierten sich auch dafür, wie die LAKT die Etablierung des Berufes einer „PTA 2.0“ in Anlehnung an die Pharmazieingenieurinnen der DDR bewerte. Die Kammervertreterinnen machten deutlich, dass dies keine zielführende Lösung sei, auch wenn Berufskolleginnen und -kollegen, das gern anders sähen. Gerade der Vorschlag des BMG zeige doch, dass es dem Gesetzgeber nicht um eine Entlastung der Apothekerinnen gehe, sondern um deren Ersatz. Dr. Wittig erklärte, dass die Pharmazieingenieurinnen in der DDR vor allem eine technische Ausbildung bekamen, da sie sehr häufig in den pharmazeutischen Zentren eingesetzt wurden, pharmakologische Themen gehörten hingegen praktisch gar nicht zur Ausbildung. Die begrenzten Einsatzmöglichkeiten habe man auch schon in der DDR erkannt, denn auch dort stand das Berufsbild 1989 vor dem Aus. Aber ganz abgesehen davon sei die Diskussion darum nur eine Scheindiskussion, die vom eigentlichen Problem ablenken soll. Fakt sei vielmehr, diese Diskussion müsste nicht geführt werden, wenn es genügend Apothekerinnen und Apotheker gäbe. Hier gäbe es die entscheidenden Versäumnisse und diese sind politisch zu verantworten und zu lösen. Wer eine gute Arzneimittelversorgung in der Fläche wolle, brauche dafür Apothekerinnen und Apotheker, wer das anders lösen wolle, dem gehe es nicht mehr um die bestmögliche Versorgung, sondern um irgendetwas, das „doch besser sei als nichts“. Aber das ist schlicht und einfach zu wenig.
Dieser Vorschlag ist nicht der große Wurf.
Ein letzter Punkt, der die Diskussion lebendig werden ließ, war die Novellierung der Approbationsordnung. Die Vertreterinnen der LAKT machten deutlich, dass sie mit dem Vorschlag des Runden Tisches sehr unglücklich sind, der offensichtlich ja auch in einer ministeriellen Schublade gelandet sei. Gerade Jörg Wittig, der in einer für ihn unvergesslichen Sitzung der Bundesapothekerkammer das Nein der LAKT durchfechten musste, zeigte sich enttäuscht, dass die Studierenden ihre Interessen nicht stärker vertreten. Dass es nicht ganz so einfach ist, machte eine Vertreterin des Fachschaftsrates deutlich. Der BPhD habe vor zwei Jahren in mehreren Sitzungen an unzähligen Tagen hart um viele Details gerungen, über die dann in den beschlussfassenden Gremien stets nur mit knappen Mehrheiten entschieden wurde. Der Prozess sei sehr mühsam und letztlich für niemanden zufriedenstellend verlaufen, daher sei auch mit dem Ergebnis des Runden Tisches der BAK auf studentischer Seite niemand so wirklich glücklich gewesen. Beide Seiten vereinbarten, weiter in dieser Frage im engen Austausch zu bleiben.
Die Belastungen sind enorm
Für viele der Teilnehmerinnen geht es bald das erste Mal in die Apotheke - die Famulatur steht an. Alle waren sich einig, dass dies eine ganz entscheidende Erfahrung für ihren weiteren Weg sei - glücklicherweise in den meisten Fällen zum Guten. Gerade in einem derart anstrengenden und voll ausgefüllten Studium, zeige diese erste Praxiserfahrung „wofür man das eigentlich alles macht“. Gerade bei einem Studienstandort, an dem nur zum Wintersemester immatrikuliert werde, man also ein ganzes Jahr pausieren muss, wenn man eine Klausur oder ein Praktikum nicht schafft, sind der Druck und Versagensängste besonders groß. Pharmaziestudierende sind nach einer Untersuchung von Studierenden der Universität Münster einem erhöhten Depressionsrisiko ausgesetzt. Dass das Studium keinerlei Verschnaufpausen gewährt, macht es auf keinen Fall leichter. Die psychische Belastung ist auch in Jena ein Problem – das ist wohl der beklemmendste Eindruck, den die vier aus dem Abend mitnahmen.