Rückgewinnung von Wirkstoffen aus Altarzneimitteln
05.08.2022 - Information & Internet, Recht, Fortbildung, Ausbildung, externe Gremien
Die Apotheken-Umschau berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe über ein Projekt zum „Arzneimittel-Recycling“. Darauf wurden wir von einer Thüringer Apotheke hingewiesen, die gerne mehr wissen wollte. Das haben wir zum Anlass genommen und uns das Wirken der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Markus Heinrich am Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie an der Universität Erlangen genauer angesehen. Und man liest Spannendes auf der Website:
»Aktuell werden Altarzneimittel in Deutschland hauptsächlich über den Hausmüll und anschließende Müllverbrennung entsorgt. Auch Altarzneimittel, die in Apotheken und über Wertstoffhöfe gesammelt werden, gelangen über die zuständigen Deponien schließlich in die Müllverbrennung.
In einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschungsprojektes untersuchen wir - die im Bereich Pharmazeutische Chemie der FAU Erlangen-Nürnberg angesiedelte Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Markus Heinrich - die Rückgewinnung von Wirkstoffen aus Altarzneimitteln.
Altarzneimittel dürfen nicht wieder als Arzneimittel für Mensch oder Tier in Umlauf kommen. Die rückgewonnenen Wirkstoffe können jedoch als Chemikalien für die Forschung oder die Ausbildung an Universitäten und Fachschulen eingesetzt werden.
Wesentliche Fragestellungen des aktuellen Forschungsprojektes sind:- Welche Arzneistoffe können in welchen Mengen im Großraum Erlangen-Forchheim-Nürnberg gesammelt werden?
- Für welche dieser Arzneimittel gelingt eine Rückgewinnung der Inhaltsstoffe in ausreichender Reinheit und unter ökologisch vertretbarem Aufwand?
- In welchen Forschungsbereichen können zurückgewonnene Wirkstoffe angewendet werden?“«
Die Ergebnisse sind offensichtlich ermutigend. So schreibt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in einer Pressemitteilung zum Global Recycling Day am 18. März:
»Für ihr Forschungsvorhaben sammelt das Team zunächst abgelaufene Medikamente ein, die bei kooperierenden Deponien und Wertstoffhöfen, in Apotheken sowie Arztpraxen im Umkreis oder bei der eigens eingerichteten Sammelstelle am Chemikum der FAU abgegeben werden. Danach erfolgt die Aufbereitung der Substanzen im Labor. „Darin besteht der Kern unserer Forschungsarbeit: günstige Verfahren für das Abtrennen der Hilfsstoffe zu entwickeln und Wirkstoffe für Forschung und Praktika wieder nutzbar zu machen“, sagt Heinrich. Anschließend folgt eine Qualitätskontrolle für die Vermarktung, allerdings nicht mehr für medizinische Zwecke. Die zurückgewonnenen Wirkstoffe können laut Heinrich je nach Reinheit als Forschungschemikalien, bei der Lebensmittelkontrolle oder für die Wirkstoffentwicklung in der medizinischen Chemie genutzt werden. Den Angaben zufolge verläuft das Projekt sehr erfolgreich: „Uns erreichen große Mengen alter Medikamente“, so der FAU-Professor. „Da uns mittlerweile zahlreiche Verfahren für die Rückgewinnung der Wirkstoffe zur Verfügung stehen, können sich ab sofort interessierte Forscherinnen und Forscher mit Anfragen an uns wenden.“«