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Welche Gesundheitsversorgung wollen wir?
23.08.2019 - Presse, Information & Internet, externe Gremien

In der Europäischen Union wächst der Einfluss der Politik auf nationale Gesundheitssysteme. Davon sind auch die Apotheken vor allem aber auch die Patienten betroffen, erklärte der Leiter des Brüsseler ABDA-Büros, Dr. Jens Gobrecht, in einem Interview mit der „Apotheken Umschau“ vom 15. August.

„Die EU sieht das Gesundheitswesen zunehmend aus wirtschaftlicher Perspektive, statt auf Gesundheits- und Sozialschutz zu achten“, sagte er. Die ABDA vertrete hier eine klare Position: „Die Mitgliedsstaaten müssen gesundheitspolitisch das Heft in der Hand behalten." Für eine europaweite Harmonisierung seien die nationalen Unterschiede einfach zu groß.

So ist in Deutschland der Apothekenbesitz beispielsweise approbierten Pharmazeuten vorbehalten. „Die Freiberuflichkeit ist uns sehr wichtig, denn sie sichert die vielfältige und unabhängige Beratung“, so der ABDA-EU-Experte und ging auch auf die Lieferengpässe als Folge europaweiter Sparpolitik ein.

Was die rein wirtschaftliche Bewertungsmaßstäbe bedeuten können erklärt Dr. Gobrecht am Beispiel der industriellen Arzneimittelherstellung. „Die Wirkstoffproduktion ist aus Kostengründen von Europa nach China und Indien abgewandert“, erklärte Gobrecht. Mit der Kontrolle über den Herstellungsprozess habe die Pharmaindustrie ein strategisch und gesundheitspolitisch wichtiges Instrument aus der Hand gegeben und sei bei Produktionsausfällen oder Verunreinigungen zuweilen nicht mehr in der Lage, diese zeitnah zu kompensieren.

Letztlich ist der Industrie ein Handeln nach allein wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht vorzuwerfen. Bei der Politik ist diese einfache Formel allerdings nicht angebracht. Eine Gesundheitsversorgung, die vor allem billig und wirtschaftlich sein soll, verfehlt ihren Zweck. Sie macht nicht gesund und sie ist nicht gesund.