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Hohe Antibiotikakonzentrationen in Produktionsabwässern
28.11.2025 - Information & Internet, Apothekenwesen, externe Gremien

AOK veröffentlicht aktualisiertes Policy Paper zur „Nachhaltigen Arzneimittelversorgung“

Antibiotikaresistenzen entwickeln sich zu einer der gravierendsten Bedrohungen für die medizinische Versorgung und führen weltweit zu einer hohen Zahl an vorzeitigen Todesfällen. Um dieser Entwicklung frühzeitig und systematisch zu begegnen, initiierte die AOK-Gemeinschaft 2020 unter Führung der AOK Baden-Württemberg eine Studie zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Antibiotikaversorgung in Kooperation mit dem IWW Institut für Wasserforschung und dem Umweltbundesamt. Nachdem erste Ergebnisse 2023 präsentiert wurden, legen die Projektpartner nun ein aktualisiertes Policy Paper vor.

Nachhaltige Versorgung hat auch eine ökologische Komponente

Die Ergebnisse aus fünf Jahren Forschungsarbeit zeichnen ein klares Bild: In jeder zweiten untersuchten Produktionsstätte wurden Antibiotikabelastungen nachgewiesen, die Resistenzbildung begünstigen. Das zeigt eindeutig, wie dringend wir handeln müssen – und dass politische Entscheidungsprozesse dieses Thema nicht länger ausklammern dürfen“, fordert Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg.

Besorgniserregende Ergebnisse: Gravierende Überschreitungen bei freiwilliger Teilnahme

Im Auftrag der AOK-Gemeinschaft wurden bis heute an über 22 Standorten in China, Indien und Europa Messungen durchgeführt und Wasserproben auf die im Abwasser enthaltenen Antibiotika-Konzentrationen geprüft. Zudem wurden Gewässerproben der durch die Produktionsstätten beeinflussten Umwelt auf Antibiotika untersucht sowie oberflächlicher, auf dem Werksgelände kontaminierter Geländeabfluss, in die Analyse einbezogen. „Der Nachweis teils hoher Antibiotikakonzentrationen in Gewässern, die durch Produktionsstätten beeinflusst sind – einschließlich oberflächlich ablaufenden Regenwassers, die direkt in die Umwelt führen – ist höchst besorgniserregend. In einigen Fällen fließen diese Gewässer durch Weideflächen und Wohngebiete. Das hat direkte Auswirkungen auf Mensch und Natur“, ordnet Bauernfeind die Studienergebnisse ein. Die Studie zeige deutlich, dass viele Wirkstoffhersteller ihre Situation falsch einschätzen. Trotz vertraglich vereinbarter Messungen wurden teilweise gravierende Überschreitungen der zulässigen Wirkstoffwerte festgestellt – und das bei freiwilliger Teilnahme. „Wahrscheinlich sehen wir nur einen Bruchteil des tatsächlichen Problems“ zeigt sich die AOK besorgt.

Allerdings zeige sich im Untersuchungszeitraum auch der positive Effekt der Forschungsarbeit. Durch die Probenentnahmen und den direkten Austausch mit den Vertretern des IWW vor Ort konnte das Wissen über die umweltkritischen sowie gesundheitsgefährdenden Auswirkungen der Produktion nachweislich erweitert werden. In einigen Regionen habe dies bereits dazu geführt, dass Produktionsabwasser besser aufbereitet wird.

Ein bemerkenswertes Statement

Eine verlässliche Arzneimittelversorgung gelingt langfristig nur, wenn wir wirtschaftliche, soziale und ökologische Verantwortung konsequent zusammendenken. Als Gesellschaft stehen wir hier gemeinsam in der Pflicht – und wir müssen dieser Verantwortung endlich gerecht werden“, betont Bauernfeind.