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Güngör: Apotheken retten heißt Versorgung sichern
29.07.2025 - Presse

Angesichts des anhaltenden Apothekensterbens in Thüringen warnt die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag, Lena Saniye Güngör, vor einem schleichenden Verlust wohnortnaher Gesundheitsversorgung und das besonders in den ländlichen Regionen des Freistaats. „Wenn Apotheken verschwinden, verschwindet auch ein Stück Gesundheitsgerechtigkeit. Es geht nicht um nostalgische Nahversorgung, sondern um reale Barrieren für Menschen, die auf Arzneimittel und Beratung angewiesen sind“, so Güngör.

Sie macht deutlich, dass das sogenannte Apothekensterben weder ein Naturereignis noch ein betriebswirtschaftlicher Kollateralschaden sei, sondern Ausdruck politischer Entscheidungen und Unterlassungen; insbesondere auf Bundesebene. „Die Bundesregierung hat über Jahre die Apotheken im Stich gelassen. Ein seit über zehn Jahren nicht angehobenes Fixhonorar, steigende Betriebskosten und höher gewordener bürokratischer Aufwand haben viele Apotheken in eine ökonomische Sackgasse geführt.“ Der Vorwurf richte sich dabei an eine ganze Kette von Bundesregierungen, die Apothekenleistungen klein gerechnet und gleichzeitig ihre Verantwortung auf Versandhandel und Markt ausgelagert hätten.

Bis heute steht an der Universität Jena lediglich eine Kapazität von 75 Pharmazie-Studienplätzen pro Jahr zur Verfügung und das trotz eines geplanten Neubaus des pharmazeutischen Instituts bis 2027. Dass dieser Neubau ohne Kapazitätsausweitung geplant ist, ist aus Sicht der Linken nicht hinnehmbar. „Wer die Versorgung sichern will, muss jetzt die strukturellen Weichen dafür stellen und das heißt: mindestens 100 Studienplätze jährlich, wie es auch die Apothekerschaft selbst fordert“, so die Fachpolitikerin.

Dass das Problem strukturell ist, zeigt sich laut Güngör besonders deutlich an der dramatisch steigenden Altersstruktur unter Apothekerinnen und Apothekern: „Wenn in den nächsten zehn Jahren rund die Hälfte der approbierten Fachkräfte in Thüringen in den Ruhestand geht, dann ist das keine Warnung, sondern ein Alarm. Und wenn die Bundesregierung dann lieber über Medikationsautomaten spricht als über echte Standortsicherung, macht sie sich mitverantwortlich für ein Zwei-Klassen-System zwischen Stadt und Land.“

Aus Sicht der Fachpolitikerin müsse jetzt sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene gehandelt werden. „Wir brauchen eine Honoraranpassung, die diesen Namen verdient, wir brauchen weniger unsinnige Bürokratie und wir brauchen eine Ausbildungsoffensive mit einer klaren Land-Perspektive“, so Güngör. Entscheidend sei dabei, dass die Apotheke vor Ort nicht nur überlebt, sondern in ihrer Rolle als niedrigschwellige, oft erste Anlaufstelle gestärkt werde und das auch durch neue Konzepte wie Polikliniken oder interdisziplinäre Gesundheitszentren.

„Gute Versorgung“, so Güngör abschließend, „darf keine Frage des Wohnorts sein. Wer das Apothekensterben hinnimmt, bricht das Versprechen gleichwertiger Lebensverhältnisse. Die Apotheken sind Teil der Lösung. Es wird höchste Zeit, sie politisch so zu behandeln.“