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Warum gibt es in Thüringen kaum Apotheker aus Drittstaaten?
17.09.2020 - Presse, Recht, Ausbildung

„Wo finde ich hier die nächste Apotheke?“ Diese Frage müssen immer mehr Thüringer außerhalb der großen Städte mit einem Schulterzucken beantworten. Auch in diesem Jahr mussten 6 weitere Apotheken ihre Türen schließen, in zwei Gemeinden - Stadtlengsfeld in der Rhön und Warza vor den Toren Gothas - war es jeweils die einzige Apotheke vor Ort. Damit haben seit 2008 13 Thüringer Orte ihre Apotheke verloren. Lehesten. Brotterode. Kranichfeld. Steinheid. Ziegenrück. Kirchheilingen. Körner. Schönbrunn. Plaue. Barchfeld. Großfahner. Und eben Stadtlengsfeld und Warza.

„Für viele, leider auch Politiker, sind das einfach nur Zahlen und ein Prozess, an den man sich bedauernd gewöhnt hat und dem man ziemlich ideenlos gegenübersteht. Für immer mehr Thüringer sind es jedoch ein Stück bittere Realität und verlorengegangene Lebensqualität.“ Mit diesen Worten will Danny Neidel, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Thüringen, aufrütteln. Sie sollen die Parlamentarier im Thüringer Landtag, aber vor allem auch das Thüringer Gesundheitsministerium und das Thüringer Landesverwaltungsamt erreichen und zu einem schnellen und wirkungsvollen Handeln führen.

„Seit Jahren mahnen wir Lösungen an, z.B. für Apotheker aus Drittstaaten. Es gibt in Thüringen gut ausgebildete Pharmazeuten, die die Apotheken nicht erreichen, weil sich der Anerkennungsprozess über Jahre hinzieht. Gleichzeitig werden ihnen aber die dringend notwendigen praktischen Erfahrungen im deutschen Gesundheitswesen verwehrt, weil sie nicht einmal unter Anleitung eines Apothekers als Fachpersonal arbeiten dürfen.“ Um das möglich zu machen, wäre eine geringe Änderung gesetzlicher Regelungen notwendig, die aber seit Jahren nicht angegangen wird. „Natürlich sind es Bundesgesetze, die hier novelliert werden müssen, aber die dazu notwendige Initiative könnte auch von Thüringen ausgehen. Und sie sollte von Thüringen ausgehen, denn sie könnte gerade auch Thüringen sehr schnell helfen. Wir brauchen diese Fachleute.“, so Apotheker Neidel.

Und nicht nur den Thüringern, sondern vor allem auch den Menschen, die hier eine Zuflucht gefunden haben und die liebend gerne in ihrem Beruf ihren Lebensunterhalt selbst verdienen wollen. „Seit 2015 hat die Landesapothekerkammer fünf Kurse unterstützt, in denen Pharmazeuten in das deutsche System der Arzneimittelversorgung eingeführt werden. In unzähligen Abendstunden haben sich Thüringer Apothekerinnen und Apotheker mit viel Engagement eingebracht. Doch ein großer Teil der Energie verpufft eben wirkungslos, weil die gelernten Inhalte nicht praktisch angewendet werden können“, zeigt sich Neidel verärgert. „Man kann Praxis nicht theoretisch vermitteln.“

Hoffnung setzen die Apotheker nun auf einen Antrag der CDU-Landtagsfraktion, der in der kommenden Woche im Thüringer Parlament diskutiert wird. Dabei geht es um die schnellere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse im Gesundheitswesen. „Die Parlamentarier haben wieder die Chance, sich wirksam für dieses Ziel einzusetzen. Die Lösung ist letztlich einfach.“

Die Landesapothekerkammer hat dem Landtag ein Positionspapier vorgelegt, das die notwendigen Änderungen aufzeigt.